Dieser Artikel wurde ursprünglich 2020 veröffentlicht.
Der Abschnitt Bo bespricht die tefilin, oder Phylakterien, die am Kopf und am Arm getragen werden, und es heisst, dass wir sie tragen um uns an die Wunder zu erinnern, die der Schöpfer vor und während der Erlösung von Ägypten bewirkt hat. An anderen Stellen in der Torah, wo es um physische Taten geht, sagt es uns auch, dass wenn wir sie tun, wir uns an die Wunder der Erlösung von Ägypten erinnern sollen.
„Was ist der Zweck dieser Wunder?“
Wir wissen, dass alles, was in der Torah steht einen Zweck hat; warum ist es dann so wichtig uns ständig an diese Wunder zu erinnnern?
Der große Kabbalist und Kommentator Rav Moshe ben Nachman, der Ramban, erklärt diese Idee in seinen Kommentaren zum Abschnitt Bo: „Von den großen und bekannten Wundern sollten wir die kleinen Wunder verstehen. Diese Idee ist die Grundlage von jeglicher Spiritualität und Verbindung mit dem Licht des Schöpfers. Eine Person hat keine wahre Verbindung mit dem Licht des Schöpfers, außer sie vesteht, dass alles, was passiert ein Wunder ist.
Es ist eine extrem wichtige Lektion; die Kabbalisten lehren, dass das Licht des Schöpfers einer Person abhängig von ihrem Verständnis über den Schöpfer offenbart wird. Einfach gesagt, je mehr sich eine Person bewusst ist und Gewissheit hat über die Gegenwart des Schöpfers, desto mehr bringt sie das Licht des Schöpfers zu ihr – es ist das Gefäß, dass das Licht anzieht. Umgekehrt, zu dem Grad, zu dem einer Person das Bewusstsein über den Schöpfer fehlt, zu dem Grad fehlt ihr eine Verbindung zum Licht.
„Das Licht des Schöpfers wird einer Person abhängig von ihrem Verständnis über den Schöpfer offenbart.“
Einer der größten Gründe warum wir manchmal die Existenz des Schöpfers vergessen, ist, weil wir Dinge einfach als „Natur“ abschreiben. Wir halten sie für selbstverständlich, obwohl sie in Wahrheit Wunder sind. Wir sehen die Sonne am Morgen aufgehen und am Abend untergehen, wir sehen ein System, dass scheinbar mechanisch und von alleine funktioniert. Aber wir müssen uns selbst daran erinnern, das die Sonne aufgrund des Schöpfers auf- und untergeht, und es gibt in der Tat wirklich keinen Unterschied zwischen Wunder und Natur, weil Natur einfach aus konstanten Wundern besteht.
Aber was ist der Zweck dieser Wunder? Es gibt sie nicht einfach um ihrer selbst willen, erklärt der Ramban. Vielmehr sind sie hier um uns an die Existenz des Schöpfers zu erinnern, an Licht und Segen. Der Grund, warum wir zum Beispiel am Morgen aufwachen, ist, weil der Schöpfer unserer Seele sagt wieder in unseren Körper zu gehen; es ist ein Wunder. Der Ramban lehrt daher, dass wenn wir die Abschnitte in der Torah lesen, bei denen es um Wunder geht, oder wenn wir Handlungen durchführen, die uns an die verschiedenen Wunder des Schöpfers erinnern sollen, ihr Zweck ist nicht einfach uns daran zu erinnern. Viel wichtiger, wir lesen oder sprechen diese Abschnitte und führen diese Handlungen immer wieder durch um unserem Verstand zu vermitteln und zu verstärken, dass alles ein Wunder ist.
Als solches lernen wir durch den Abschnitt Bo, dass wenn wir diese Abschnitte in der Torah lesen, die über die Wunder des Schöpfers sprechen, oder die spirituellen Handlungen durchführen, die uns an diese Wunder erinnern, sollten wir das mit dem Bewusstsein und dem Wunsch tun, dass sie unsere Wahrnehmung des Schöpfers verstärken. Denn auf diese Weise können wir mehr und mehr eine echte Verbindung mit dem Licht aufbauen und aufrechterhalten.
