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Fische II: Echte Freude vs. toxische Positivität

Monica Berg
März 7, 2024
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Im Sommer 2020, auf dem Höhepunkt der Coronavirus-Pandemie, wurde eine gewaltige „Spaßbombe“ abgeworfen - auf Apple TV in Form eines unendlich positiven Außenseiters, eines amerikanischen Fußballtrainers, der eine erfolglose britische Fußballmannschaft zu Ruhm und Ehre führen sollte. Ja, ich spreche von „Ted Lasso“. Damals wurde die Serie als liebenswerter Ausreißer inmitten düsterer Dramen und apokalyptischer Sci-Fi-Sendungen angepriesen, ganz zu schweigen davon, dass die strahlende Fröhlichkeit dieser kleinen Serie etwas war, das jeder brauchte. Sie erinnerte uns daran, dass alles möglich ist, wenn wir an uns selbst glauben, egal wie hoffnungslos die Dinge scheinen. 

In sechs Episoden sahen wir, wie Ted sich von, nun ja, allem wieder aufrappelte. Auseinandersetzungen mit seinen Spielern, negative Presse, eine Stadt, die ihn hasste, und das Eingeständnis seiner Frau, dass sie die Scheidung will. Egal, was auf ihn zukam, er hatte immer eine optimistische Perspektive und einen netten Südstaaten-Spruch parat. Wie machte er das nur? Ganz einfach: Er tat es eben nicht. Gegen Ende der ersten Staffel sahen wir Ted in einem privaten Moment, zusammengekauert in seiner Wohnung - allein, mit einer schweren Panikattacke. An dieser Stelle hörte „Ted Lasso“ auf, nur eine fröhliche Komödie zu sein und begann, uns die dunkle Seite dessen zu zeigen, was Psychologen als "toxische Positivität" (oder schädlicher Optimismus) bezeichnen, nämlich das Vermeiden, Unterdrücken oder Zurückhalten (Verdrängen) negativer Gefühle.

Viele verstehen unter toxischer Positivität etwas, das wir auf andere projizieren - ermutigende Aussagen, von denen wir hoffen, dass sie schmerzhafte Gefühle minimieren oder beseitigen. Dies führt jedoch nur dazu, dass wir unter Druck gesetzt werden, unrealistisch optimistisch zu sein, ohne die Umstände der jeweiligen Situation zu berücksichtigen. Wenn wir dies jedoch anderen antun, tun wir es wahrscheinlich auch uns selbst an. 

Diese Woche begrüßen wir den zweiten Neumond im Sternzeichen der Fische, einem Monat, der nach der Kabbalistischen Lehre mit Freude und Licht erfüllt ist. Schließlich ist es der Monat, in dem wir das Purimfest feiern. Purim ruft unsere Freude hervor. Es bringt uns das Geschenk der Beseitigung aller Negativität, die von unserem angeborenen menschlichen Wunsch herrührt, nur für sich selbst zu empfangen. Purim ist die vollständige Auslöschung dieser Dunkelheit, sowohl persönlich als auch global. Es ist, wie Rav Berg schrieb: „Ein besonderes kosmisches Ereignis, das die Offenbarung des Lichts ermöglicht.". Und es wird gelehrt, dass man an Purim jede Negativität verwandeln kann. 

Wir können jedoch nicht etwas umwandeln, das wir nicht als existent anerkennen. Wir können etwas nicht verändern, wenn wir so tun, als ob es nicht da wäre. Und wir werden sicherlich nicht das Glück erschaffen, das wir uns wünschen, wenn wir versuchen, unseren Ärger oder unsere Traurigkeit wegzuschieben.

Die negativen Emotionen, die wir erleben, sind unsere besten Werkzeuge, um zu signalisieren, dass sich etwas ändern muss. Wenn wir jedoch zu viel Zeit und Mühe darauf verwenden, sie zu unterdrücken oder zu ignorieren, sagen wir nicht nur "Nein" zu unserer eigenen Entwicklung, sondern machen unseren Schmerz sogar noch unerträglicher.

Gefühle wie Traurigkeit, Kummer, Frustration oder Wut sind Signale dafür, dass wir einen bedeutenden Verlust erlitten haben oder dass es an der Zeit ist, einige Aspekte unseres Lebens neu zu bewerten. Sie helfen uns zu erkennen und was noch wichtiger ist, zu spüren, wann es an der Zeit ist, eine neue Entscheidung zu treffen. Anstatt diese Gefühle abzulehnen oder sie als "schlecht" zu bewerten, können wir sie nutzen, um die Bereiche in uns zu beleuchten, die Aufmerksamkeit brauchen.

Hindernisse und Herausforderungen werden uns im Leben unweigerlich begegnen; sie sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Wachstums. Unsere Reaktionen und Perspektiven sind der eigentliche Schlüssel, der darüber entscheidet, ob wir echte Freude oder toxische Positivität erleben. Letztendlich entscheiden wir, wie wir das Geschehen einordnen und wie wir uns dabei fühlen. Das kann zwar heftige Emotionen hervorrufen, ist aber eigentlich eine gute Sache!

Eine kleine Studie der Olin University hat gezeigt, dass die Fähigkeit, gemischte Gefühle zu erleben und auszudrücken, das Wohlbefinden verbessert. Paradoxerweise war das Ignorieren oder Ausweichen vor negativen Gefühlen mit einem Rückgang des Glücks verbunden.

„Wir fanden heraus, dass die Teilnehmer, die ihren Erfahrungen mit einer Mischung aus Glück und Traurigkeit machten, tatsächlich ein höheres psychologisches Wohlbefinden aufwiesen als Personen, die nur über Traurigkeit, nur über Glück oder eine andere Mischung von Emotionen berichteten.", bemerkte Jonathan Adler, Olin-Assistenzprofessor für Psychologie und einer der Autoren der Studie. „Es scheint, dass man etwas für seine psychische Gesundheit tun kann, wenn man sowohl das Gute als auch das Schlechte zusammennimmt.".

Fühle die Emotionen, was auch immer sie sein mögen, ohne Unterdrückung, ohne Angst und ohne Beurteilung. Versuche die schwierigeren Emotionen als Wege zu noch größeren Glückserfahrungen zu sehen und nicht als deren Abwesenheit. 

Es gibt eine wunderbare Übung, die Du ausprobieren kannst und die diese Idee buchstäblich verkörpert. Eine Studie der UCLA Health ergab, dass bewusstes Tanzen – eine Form des intuitiven Tanzes ohne Choreographie – für die große Mehrheit der Teilnehmer, die mit chronischen Depressionen, Angstzuständen und Traumata zu kämpfen hatten, positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit hatte. Indem sie sich erlaubten, ekstatisch durch ihre schweren Emotionen zu tanzen, waren sie in der Lage, diese zu überwinden und auf der anderen Seite Frieden zu finden. Und das Beste daran? Jeder kann das überall und jederzeit tun. Stelle Dir einfach eine Wiedergabeliste mit Liedern zusammen, die Du liebst, nehme Dir 20 Minuten Zeit (oder auch nur 5!) und erlaube Deinem Körper mit geschlossenen Augen, sich so zu bewegen, wie er möchte, wobei Du alle aufkommenden Emotionen und Empfindungen spürst und mit Deiner Bewegung loslässt. 

Freude ist unser Geburtsrecht; sie steht uns in jedem Moment zur Verfügung und im Monat der Fische sogar in noch größerem Maße. Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch traurig, wütend oder frustriert sein dürfen. Jede Emotion zu verdrängen bedeutet auch die guten Dinge zu verdrängen und das hilft niemandem! Sehe jedes Gefühl als die Botschaft, die es sein soll, erlaube Deinen Gefühlen, durch Dich zu fließen wie Deinen Atem und beobachte, wie Deine Freude und Dein Glück dadurch exponentiell wachsen.


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